Maultierbunker in Blåvand
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Eine Reise in die Vergangenheit gewünscht? Dann könnte es Spaß machen, sich einen geschichtlichen Überblick über die Maultierbunker zu machen und diese bei einem Strandspaziergang in der Urlaubsregion Blåvand zu bewundern.
Was sind die “Maultierbunker” und wo sind sie zu finden?
Beim Begriff “Bunker” handelt es sich in dem Fall um gut erhaltene Schutzbauten des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg.
Entlang der dänischen Westküste, besonders rund um die Orte Blåvand im Süden und Søndervig im Norden, gibt es heute noch sehr viele Überreste der betonierten Verteidigungsanlagen, die teilweise aber auch schon im Sand versunken sind.
Vier der unzähligen, alten Bunker sind heute als “Maultierbunker” bekannt und erfreuen ihre Besucher durch ihre künstlerische “Maultier-Gestalt”. Auch Graffiti Sprayer wurden auf manchen “Maultier-Bäuchen” gestalterisch aktiv.
Die “Beton-Tiere” befinden sich an der Nordseeküste am Strand von Blåvand zwischen Skippervej und Lille Strandvej (ca. knapp 3 km Distanz).
Ein alternativer Ausflugstipp ist auch, den Leuchtturm von Blåvand Fyr mit tollem Ausblick über die Maultierbunker zu besuchen und von dort aus ein paar Erinnerungen zu fotografieren.
Geschichtlicher Background zu den “Maultierbunkern”
Die “Maultier”-Bunkeranlagen verdanken ihren Namen dem englischen Künstler Bill Woodrow (1948), denn er hat sie 1995 in “Maultier-Skulpturen” verwandelt. Er montierte an die Bunker, die den Tierkörper darstellen, große Maultier-Köpfe, mit dem Blick auf die Nordsee gerichtet, sowie Schwänze aus Metallplatten.
Je nachdem, wie Flut und Ebbe zusammenspielen, “reiten” die Maultiere entweder auf den Wellen im Wasser oder auf dem Sand. Der passende Titel der Kunstwerke lautet “riding into the sea”. Die Blickrichtung der Maultiere zum Meer wurde bewusst gewählt, um den Abzug des Kriegs-Dilemmas über Dänemark zu symbolisieren.
Die zauberhaften “Maultier-Denkmale” entstanden anlässlich des 50. Jahrestag zur Dänemarks Befreiung. Zum einen sollen sie als Erinnerung eine Art Denkzettel für die Kriegszeit sein, zum anderen aber Hoffnung ausdrücken, dass keine neuen Bunker mehr “geboren” werden müssen.
Genau deswegen wählte Bill Woodrow die Köpfe von Maultieren aus und eben keine zur Verwechslung ähnlich sehenden Pferde, denn Maultiere sind Hybriden (Eselhengst mit einer Pferdestute gekreuzt), welche sich i.d.R. nicht fortpflanzen können. So sollte auch der Krieg für immer ein Ende haben.
Der Atlantikwall galt als die größte Befestigungsanlage der Historie!
Tonnenweise Beton und Stahl wurden unter der Leitung des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel (1891 – 1944) in die Bunkeranlagen und Geschützständen verbaut. Begonnen wurde im Juli 1944, bei der in Dänemark auch dänische Firmen und Zwangsarbeiter entlang der Westküste beschäftigt wurden. Zudem wurden Stacheldrähte und Minengebiete gelegt.
Die ca. 2.685 Kilometer lange Verteidigungslinie entlang der Atlantikküste, des Ärmelkanals und der Nordsee wurde zwischen 1942 bis 1944 geplant und teilweise fertiggestellt. Diese hatte nur einen Sinn: Feindliches Einrücken von Westalliierten in die deutschen Besatzungszonen zu vermeiden. Neben dem deutschen Reich und Dänemark waren auch folgende Gebiete betroffen:
- Frankreich
- Belgien
- Niederlande
- Norwegen
- britische Kanalinseln
Alle Verteidigungsbunker sollten planmäßig im September 1945 erstmalig in Betrieb genommen werden, um die deutsche Wehrmacht vor der britischen Invasion zu bewahren, doch Deutschland kapitulierte vorher schon – am 07. / 08. Mai 1945.
Die Geschichte der Bunker und die “Tirpitz”-Bunkeranlage
In Dänemark wurden über 1.300 Bunkeranlagen zwischen Ringkøbing Fjord und der ältesten, dänischen Stadt Ribe im Süden errichtet. Strategisch wichtig war auch der Hafen in Hanstholm, nördlich von Ringkøbing Fjord und der Hafen in Esbjerg bei Blåvand.
Eine Bunkeranlage bestand meist u. a. aus folgenden Bunkern, die jedoch nur teilweise fertig wurden:
- Kanonenbunker
- Munitionsbunker
- Feuerleitbunker
- Zug Bunker mit Flakgeschütz
- Mannschaftsbunker
- Flakbunker
In Esbjerg befand sich mit dem geeigneten Zugang zum Hafen eine bedeutende Bunkeranlage, die als “Tirpitz”-Stellung bekannt war und von der Stellung auf der Wattenmeerinsel Fanø unterstützt werden sollte. Die Benennung nach “Tirpitz” kam von dem deutschen Großadmiral Alfred von Tirpitz (1849–1930). In Esbjerg war der Stützpunkt des Heeres und der Luftwaffen mit den zwei großen geplanten Kanonenbunkern.
In Dänemark gibt es viele Bunkeranlagen noch heute, teilweise auch in Form von Museen. Seit der Eröffnung des “Tirpitz”-Museum im Sommer 2017 werden Jung und Alt in der “Tirpitz”-Bunkeranlage auf eine Zeitreise in die Geschichte mitgenommen:
- Zugang über unterirdischen Tunnel,
- einer der größten Kanonen-Bunker des Atlantikwalls,
- lebendige Audio-Erzählungen zum damaligen Leben & Arbeiten,
- Austellung von Bernsteinfunden, usw.
Fazit
Wenn man neugierig in die Kriegsgeschichte des Zweiten Weltkrieges eintauchen möchte, so ist es empfehlenswert, sich die Bunkeranlagen entlang der Westküste, insbesondere aber auch die kreativ gestalteten Maultier-Bunker, anzuschauen. Besucher “reiten” auf den Maultieren gerne auch zum Sonnenuntergang.
Die häufigsten Fragen von geschichtlichen Entdeckern
Nur vier der alten Bunker wurden von dem Briten Will Woodrow in Blåvand in künstlerische Maultiere umgestaltet. Dort können Schnappschüsse mit dem Fotoapparat aufgenommen werden, die neben dem Aufenthalt in Dänemark auch symbolisch an die Befreiung Dänemarks 1945 erinnern.
Kinder sollten nur in Begleitung spielen! Einige Bunker stehen teilweise immer unter Wasser, sind dunkel und haben mehrere Geschosse. An manchen Stränden gibt es gelbe Kreuze, an denen man nicht ins Wasser darf.
Von 1942 bis 1945 wurden in Dänemark ca. 7.000 Bunker bzw. -unterbauten in den über 1.300 Bunkeranlagen, grob zwischen Ringkøbing Fjord und der ältesten, dänischen Stadt Ribe im Süden, errichtet.
Es wurden bereits alte Bunker entfernt, allerdings nur die, von denen sonst eine konkrete Gefahr ausgegangen wäre. Bei den anderen konnte man den hohen Kostenfaktor für den Abriss der meterdicken Stahl- und Betonwände nicht tragen.